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Jede Kultur, Religion und Gemeinschaft hat andere Sitten.

Soweit man zurückdenken kann, gibt es Mythen, Geschichten und eine bestimmte Haltung gegenüber dem weiblichen Geschlechtsorgan. Es war schon seit jeher etwas Mysteriöses, Gefährliches, wovor man sich in Acht nehmen sollte. Gleichzeitig ist sie der Ursprung der Welt, das heilige Tor zum Leben. Ja, welches nun?

460 v. Chr.

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Zu Zeiten Hippokrates' dominierten Männer die Welt der Anatomie und befassten sich ausschliesslich mit dem männlichen Körper. Die Befunde über weibliche Körper stammten nicht aus erster Hand, sondern aus selbst interpretierten Geschichten der Frauen. Die Klitoris wurde dabei oft komplett weggelassen.

mansplaining

1000

Kleine, glubschäugige Figürchen spreizen in irischen Kirchen ihre Beine und schmücken die heiligen Wände mit dem Anblick ihrer Vulva_Vagina. Ob sie als Glücksbringer oder zur Abschreckung dienen sollen, und wann genau sie auftauchten (irgendwann vor Christus oder im 11. Jahrhundert) ist nicht ganz klar. Gläubige streiten immer wieder gerne ab, dass es sich hier um die Entblössung der Vulva_Vagina handelt. Auch die Übersetzung des irischen Wortes Sheela-na-Gig zu "Alte Hexe mit Brüsten", scheint nicht als Kompliment gemeint zu sein.

sheela-na-gig

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1100

vagina dentata

Wann und wie der Mythos zustande kam, weiss man nicht genau. Irgendwann um das Jahr 1000 herum tauchten überall auf der Welt Sagen über die "Vagina dentata" auf. Das Tor zur Hölle oder das Loch, welches den Penis verspeist. Ängste und Alpträume, kastriert zu werden, verfolgten die Männer der Stämme damals Tag und Nacht. Und wie konnte Mann von diesem Fluch entkommen? Durch die Liebe - womit eigentlich Gewalt und Vergewaltigung gemeint waren. 

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Quelle: Slow Galerie

1200

Mann konnte es nicht bei der Vagina Dentata belassen. Im 12. Jahrhundert tauchte die französische Fabel "Der Ritter, der die Fotzen sprechen liess" auf. Erzählungen nach konnte der Ritter das weibliche Geschlechtsorgan zum Sprechen auffordern. Diese erzählte ihm dann - im Gegenteil zum eigentlichen Mund der Frau - ausschlieslich die Wahrheit.

sprechende fotze

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'sup?

1487

insatiable cunt

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"All witchcraft comes from carnal lust, which is in women insatiable" - ein Ausschnitt aus dem Buch Malleus Maleficarum oder Hexenhammer. Im der Lektüre, welche die Hexenjagt im 15. Jahrhundert legimitierte, wird die Vulva_Vagina als unersättlich, unstillbar beschrieben. Diese Annahme stammt von einer verinnerlichten Angst vor dem Organ, dass mehrere Orgasmen hintereinander produzieren und emotional erschüttern kann. Ein wahrhaft magisch unerschöpfliches Organ! 

1500

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Um 1500 wurde die Klitoris vom italienischen Anatom Matteo Realdo Colombo erstmals festgehalten. Die gesamte Klitoris, so wie wir es heute kennen, wurde 1844 von Georg Ludwig Kobelt entdeckt. Weshalb wissen viele immer noch nicht, wie sie aussieht? 

Weil sie kurz nach ihrer Findung wieder aus Anatomiebüchern wie dem Gray's Anatomy verschwand oder als Miniatur-Penis bezeichnet wurde. Dazu kommt, dass das erste  Klitoris-3D-Modell erst 2016 (!!) von Autorin Odile Fillod gedruckt wurde. Kein Wunder also, dass die Wissenslücke um das Organ noch gross ist. 

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1600

the pear of anguish

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Bekanntlich wurden im Mittelalter und in der Renaissance Foltermethoden angewendet. Wusstest du, dass im frühen 17. Jahrhundert die "Pear of Anguish" existierte? Sie wurde eingesetzt, um innerliche Blutungen zu verursachen. Bei Männern wurde sie in den Mund gesetzt und bei Fra:uen - du ahnst es wahrscheinlich schon - in die Vagina eingeführt! Dies geschah vor allem, wenn man eine Hexe vermutete oder ihnen vorgeworfen wurde, eine Abtreibung gemacht zu haben. 

1717

Transylvanien. Hexen suchten Bauern heim, um deren Milch zu verderben. Um sie davor zu retten, reinigten sie transylvanische Bauern, indem sie die Milch durch ein Loch eines Stück Holzes gossen. Dieses Holzstück war auch bekannt als "Hexen Vagina". Dadurch würde die Hexerei zurück in den symbolsichen Körper kehren und der Fluch rückgängig gemacht werden. Ob das jemals funktioniert hat?

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1800

hysterisch

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Im 19. und anfang 20. Jahrhundert war die Hysterie eine beliebte "Krankheit", die Frauen zugeschrieben wurde, da es angeblich eine psychische Störung, ausgelöst von der Gebärmutter, war. Um diese zu behandeln, setzte man kuriose bis brutale Behandlungsarten ein. Zum einen, eine tolle Erfindung: den Vibrator! Nicht um Frauen zu befriedigen, nein, sondern um ihre Hysterie zu behandeln. Damals wusste Mann noch nicht, dass diese Stimulationen den Frauen ganz viel Freude bereiten. 

 

Eine andere Behandlungsart war aber auch die Klitoridektomie, also die Genitalverstümmelung. Fälschlicherweise wird diese Praktik oft afrikanischen oder "anderen" Kulturen zugewiesen, sie war jedoch stark in der westlichen Welt präsent. 

1908

penisneid

Sigmund Freud lässt grüssen. Vielleicht ist den ein oder anderen die Oedipus-Sage noch bekannt. Die ödipale Phase bei Kindern beschreibt die Fixierung auf die Geschlechtsteile des Gegengeschlechtlichen Elternteils (nach klassischer Genderaufteilung: Junge-Mutter / Mädchen-Vater). Bei Mädchen ist es aber nicht ganz so "einfach" wie bei Jungen: Sobald die Mädchen bemerken, dass sie nicht wie ihre Väter einen Penis besitzten, verspüren sie Penisneid. Da der Penis für Privilegien und Macht steht - klar, ganz im Gegenteil zur Vagina -  werden sie "fügig" und nehmen die Rolle der femininen Mutter ein.  

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2014

genitalverstümmelung

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Laut der Demographic and Health Survey (DHS) von 2012 erlitten 92% aller verheirateten ägyptischen Frauen zwischen 15 und 49 Jahren eine Genitalverstümmelung. Der gewaltsame Eingriff wurde bei über 200 Millionen heute lebenden Mädchen und Frauen in 31 Ländern Afrikas durchgeführt.

Quelle: enfgm.eu

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